Denk-Mal-Sanierung der Alten Schule Murrhärle

Mit Naturbaustoffen zum Sonnenhaus

An der Giebelseite eingerüstetes Fachwerkhaus mit kleinem Glockentürmchen im Vordergrund
Sonnenbeschienenes Fachwerkhaus mit gelbem Postbriefkasten. Vor dem Haus wird Holz gelagert. Rötliches Dach mit zwei kleinen Fenstern. Solarthemiepaneele an der Giebelseite. Das Fachwerk ist im Mittegeschoss an der Traufseite sichtbar; im Untergeschoss elfenbeinfarbener Naturstein

Denk-Mal-Sanierung der Alten Schule Murrhärle

Das Projekt
Die Alte Schule liegt im Weiler Murrhärle, einem Stadtteil von Murrhardt, inmitten des Naturparks Schwäbisch-Fränkischer Wald. 1857 erbaut wurde es bis 1966 als Schulhaus mit Lehrerwohnung genutzt. Dann diente es mal als Raum der Kirchengemeinde, als Treffpunkt für die freiwillige Feuerwehr und als Wahlbüro. 2002 entdeckten Rolf Canters und seine Familie die Alte Schule, verliebten sich sofort und kauften das in die Jahre gekommene Gebäude. Der Bauingenieur, Baubiologe und Energieberater Canters erkannte trotz Schimmel, bröckelndem Fachwerk, defekter Heizung und veralteter Sanitäranlagen und Elektrotechnik sofort das Potenzial. Die Sanierung des denkmalgeschützten Hauses wollte er weitestgehend mit Naturbaustoffen bewerkstelligen und zugleich zukunftsweisende energetische Standards erfüllen. So plante Canters, bei der Erzeugung von Heizwärme und Warmwasser regenerative Energien zu nutzen. Eine weitere Herausforderung: Die Auflagen des Denkmalschutzes mussten berücksichtigt werden.

Maßnahmen
Die Außenwände im Sockelbereich sind aus Naturstein, darüber befindet sich regionaltypisches Fachwerk. Gedämmt wurde mit Kork und Schilf aus der näheren Umgebung in Kombination mit Lehm. Im Dach wurde Schilf mit Holzfaserdämmstoff verwendet. Um dem Denkmalstatus gerecht zu werden, verzichtete Canters auf großflächige Photovoltaik- und Solarthermieanlagen. Auf der Giebelfassade Richtung Süden gibt es stattdessen einen innovativen Wandaufbau mit Solar-Luftkollektor zur Warmwassergewinnung. Schmale Photovoltaik-Module am neuen Balkon decken inzwischen 50% des Strombedarfs ab. Für die restliche Warmwassererzeugung für Heizung und Trinkwarmwasser wurde ein wasserführender Stückholzofen installiert. Das Holz dafür wächst im eigenen Wald. Die solare Zuluftfassade erwärmt die Luft im Winter und sorgt für ein gutes Klima im Haus.

Ergebnisse
Die konsequente Nutzung von Naturbaustoffen führte zu individuellen Lösungen. Die Solarfassade gewinnt knapp siebenmal mehr Energie als sie verliert: An einem sonnigen Wintertag zum Beispiel können durch die Solarfassade bis zu 18 kWh „geerntet“ werden, was einer Menge von 4 kg Holz entspricht. Der Wärmegewinn liegt damit in den kommenden 25 Jahren beim 50-fachen des Energieeinsatzes für die Herstellung und Entsorgung der Solarfassade. Über das denkmalgeschützte Modellprojekt sagt Rolf Canters, dessen Ingenieurbüro sich seit der Sanierung im Haus befindet, nicht ohne Stolz: „Da wir nur Holz und Ökostrom für die Pumpen und den zusätzlichen Heizstab verwenden, ist das Gebäude schon heute zu 100 Prozent CO2-neutral.
Als Waldbesitzer sorgen wir zusätzlich dafür, dass pro Person die 3,5 m³ pro Jahr im eigenen Wald nachwachsen.“