Das Projekt
Mit 17 Jahren „verliebte“ sich Norman Räffle in einen 34 Meter hohen Wasserturm in Radolfzell. Nach und nach übertrug sich seine Faszination auf die Kernfamilie Räffle. Gemeinsam haben alle Familienmitglieder nach kreativen Lösungen und Wegen gesucht, dem Turm neues Leben einzuhauchen. Jeder einzelne hat mit seiner persönlichen Handschrift seinen Teil zum Gelingen des Projektes beigetragen.
Nach einer Lehre, einem Architekturstudium und acht Jahren Bauzeit ist es vollbracht: Der ursprünglich zum Aussichtscafé erkorene Wasserturm wurde zum Plusenergie-Hotel!
Das Design-Hotel in Radolfzell am Bodensee ist das weltweit erste Hochhaus mit Passivhaustechnologie, das durch sein innovatives Energiesystem mehr Energie erzeugt, als es für die gesamte Gebäudetechnik und den Hotelbetrieb benötigt. Der Turm wird zu 100 Prozent mit selbst erzeugter, regenerativer Energie versorgt (Sonne, Wind, Geothermie).
Maßnahmen
Vorher waren bauliche Veränderungen notwendig: der vorhandene Turm wurde über einige Geschosse abgetragen und bekam eine neue, auskragende Krone.
Die Steinwolledämmung der Wände wurde in Stärken zwischen 20 und 36 cm gehalten, im Dach wurden 32 cm verbaut. Die Photovoltaikpanele wurden wärmebrückenarm und entsprechend dem erhöhten Windsog in Hochhaushöhe befestigt.
Da es keine geeigneten Passivhausfenster für ein Hochhaus gab, entwickelte Norman Räffle mit einem Fensterhersteller eigens Doppelfenster, außen zweifach und innen dreifach verglast, mit einer speziellen Zwischenraumbelüftung. In diesen Zwischenraum ist auch der Sonnenschutz integriert.
Die Solarthermiepanele decken rund 45 Prozent des Wärmebedarfs und 80 Prozent des Warmwasserbedarfs und sind an einen Solarwärmespeicher gekoppelt. Zusätzlich wird Geothermie zum Heizen und Kühlen genutzt. Ergänzt wird das Konzept durch eine kleine Windkraftanlage auf dem Turm. Dezentrale Lüftungsanlagen mit hocheffizienter Wärmerückgewinnung (Effizienzgrad > 90 Prozent) sorgen für einen kontrollierten Austausch von verbrauchter mit frischer, sauerstoffreicher Außenluft, die feinstaub- und pollenreduziert über einen Filter aufbereitet wird. Auch bei der Innenausstattung wurde auf ökologische Materialien geachtet. Sie besteht u.a. aus Echthölzern, recycelten Holzwerkstoffen, Natursteinböden sowie Kalk- und Tonputz. Letzterer (umgangssprachlich Heilerde genannt) besteht zu 100 Prozent aus natürlichen Rohstoffen und verbessert die Behaglichkeit und Luftqualität durch einzigartige Eigenschaften wie Schad- und Geruchsstoffabbau, massive Wasserdampfaufnahme- und Abgabekapazitäten und seine antistatische Wirkung.
Ergebnisse
Durch regionale, nachhaltige und verantwortungsvolle Wertschöpfung ist es der Familie Räffle gelungen, ein Bauwerk mit ökologischem Vorbildcharakter zur entwickeln und ökonomische und soziale Gesichtspunkte zu berücksichtigen. Neben der enormen Eigenleistung der Räffle`s wurden die Aufträge an heimische Fachbetriebe und nationale Produkthersteller vergeben. Maßvolle Rendite- und Wachstumsziele waren dabei selbstverständlich. Die touristische Nutzung des Gebäudes ermöglicht die Integration in das städtische und soziale Umfeld. Norman Räffle blickt zurück und nach vorn: „Am Anfang war die Vision. Der Glaube an eine Idee wurde zum Ursprung ihrer Existenz. Unser Geheimnis ist ein kreatives, motiviertes, wertschätzendes, familiäres Kollektiv aus Individualisten, das sich immer wieder aufs Neue kritisch hinterfragt und sich für neue Ideen und Sichtweisen begeistern kann. “